Die St. Michaeliskirche in Rohrborn

Verfasser: Dieter Knörig

Die Baugeschichte der Kirche

Rohrborn, Kirche St. MichaelisLupe

Rohrborner Kirche (Südseite)

Die heutige Michaeliskirche ist nachweislich nicht der erste Bau an gleicher Stelle. 1997 wurden bei Ausschachtungsarbeiten wegen der Sanierung des Kirchturms in dessen Ostbereich Fundamentreste freigelegt. Sie weisen eindeutig auf einen Vorgängerbau des Kirchenschiffes hin. Zur damaligen Zeit war es üblich, das Kirchenschiff nach Osten und den Kirchturm nach Westen auszurichten. Das heutige Kirchenschiff hingegen wurde Angang des 17. Jahrhunderts an den noch vorhandenden Turm nach Westen angebaut. In der unteren linken Empore findet man die älteste eingeritzte Inschrift von 1626. 1763 erfolgte eine Ausbesserung von größerem Umfang und 1936 die letzte umfassende Innenrenovierung. 1992 wurden Kirchenschiff und Turm neu eingedeckt.

Das Kirchenschiff

Es ist ein einschiffiger schlichter Bau mt einer dreiseitigen zweigeschossigen Empore. Die Decke ist zu einem Tonnengewölbe ausgebildet. Der Kronleuchter stammt von 1858. Das Gebäude bekam erst 1987 einen elektrischen Anschluß und wurde innen bis dahin ausschließlich mit Kerzen beleuchtet.

Der Kirchturm

Erbaut wurde er im 11. oder 12. Jahrhundert. Seine Form ist annähernd quadratisch und weniger breit als das Kirchenschiff. Im oberen Turmgeschoß sind zwei Säulenbiforien (Doppelbögen mit verzierter Säule und Kapitell), welche den romanischen Baustil verkörpern. Der ebenerdige Raum des Turmes (jetzt Sakristei) war der Eingangs- oder Vorraum zum früheren ostseitien Kirchenschiff (Vorgängerbau). Er ist mit einem Klostergewölbe versehen. Am Kämpfer (Ansatz des Gewölbes) finden sich noch ausgebildete romanische Ornamente. Durch eine relativ kleine erweiterte Öffnung über der Sakristei gelangt man vom Altarraum aus in das Turminnere. Es kann deshalb angenommen werden, daß der Turm einst auch als Wehrturm diente.

Rohrborn, Kirche, AltarLupe

Altar und Taufstein der Rohrborner Kirche

Der Altar

Er wurde als Kanzelaltar erbaut und stammt aus dem 18. Jahrhundert. Er nimmt die gesamte Ostseite der Kirche ein. Zwei geschnitzte Figuren, rechts Christus, der den Erdkreis segnet und die Weltkugel mit dem Kreuz in der Hand hält, und links Moses mit dem Aaronstab und den Gesetzestafeln, umrahmen die Kanzel. Der Altar wurde 2000 restauriert. Der Altartisch wurde 1936 neu hergerichtet.

Die Orgel

Die Kirche erhielt 1718 ihre erste Orgel, erbaut vom Orgelbauer Krippendorf aus Kölleda. Sie war klein und ohne Pedal. Die nachfogende Orgel wurde ursprünglich 1755 für die Kirche von Maua bei Jena gebaut. 1867 wurde diese Orgel von der Kirchengemeinde in Rohrborn gekauft und von Louis Witzmann aus Kleinrudestedt aufgestellt. Sie wurde 1899 von F. W. Böttcher aus Sömmerda repariert und im Klang verändert. Das Werk hat 12 Register auf einem Manual und Pedal. Die Orgel ist im derzeitigen Zustand nicht spielbar.

Rohrborn, Kirche, TaufsteinLupe

Taufstein

Der Taufstein

Er ist kelchförmig ausgebildet und stammt aus dem 16. Jahrhunder. Im unteren Teil sind vier Engel zu sehen. Im oberen Teil steht die Inschrift:

Laset die Kindlin zu mit kommen und weret inen nicht,
denn solcher ist das Rei... G....

Der Steinmetz hatte sich sicher im Platzbedarf für den Text vertan.

Die Glocken

Im Kirchturme hängen zwei Bronzeglocken. Die kleinere von beiden ist aus dem Jahr 1907 und wurde von der Firma Franz Schilling vus Apolda gegossen. Sie klingt im Ton "c" und trägt die Inschrift "Friede auf Erden".

Die größere Glocke wurde 1621 von Melchior Möringk aus Erfurt ursprünglich für die Petrigemeinde in Sömmerda gegossen. Sie wurde erst 1922 von der Rohrborner Kirchengemeinde für die Michaeliskirche gekauft. Die Glocke zeigt auf einer Seite den Apostel Petrus mit dem Himmelsschlüssel, auf er anderen das Wappen von Sömmerda. Am oberen Rand sieht man vier geflügelte Engel. Die Petersglocke wiegt 8 Zentner und 12 Pfund und klingt im Ton "a". 1940 wurde diese wertvolle Glocke zur Materialgewinnung für den 2. Weltkrieg beschlagnahmt. Wie durch ein Wunder blieb sie jedoch erhalten. Sie wurde von Hamburg zurückgebracht und 1952 wieder am bis dahin verwaisten Ort aufgehängt.

Die Turmuhr

Die erste Uhr (früher Seiger genannt) wure 1713 in den Turm eingebaut. 1888 kam es zum Einbau einer neuen Uhr der Firma Weule (stets genau gehend). Sie wurde im Oktober 1995 durch den Einbau einer Funkuhr der Firma Perrot ersetzt.

Der Kirchhof

ist der um die Kirche herum befindliche Bereich (heute als Friedhof bezeichnet), der durch eine Mauer umfriedet ist. Er wurde 1952 der politischen Gemeinde Rohrborn und 1991 der Stadt Sömmerda übereignet.

Das Pfarrhaus

steht in der Dorfstraße 40 und wurde 1799 erbaut. 1987 wurde das Grundstück an Privat verkauft.

Bedeutende Pfarrer der Michaeliskirche

Chrisitan Gotthilf Salzmann (geb. 1744, gest. 1811) war von 1768 bis 1772 Pfarrer in Rohrborn. Er gründete 1784 eine Erziehungsanstalt für Jungen in Schnepfental bei Waltershausen.

Johann Gottfrid Schäfer (geb. 1755, gest. 1818) war von 1785 bis 1818 Pfarrer in Rohrborn un führte dort den Klee- und Obstanbau ein. Er verhalf damit dem Ort aus seiner großen Armut zu Wohlstand.


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