Waidmühle in Molschleben

Waidmühle in Molschleben

Der Text auf der Tafel lautet:

„Molschleben gehörte mit zu den größten Orten des Waidanbaues in unserer Region. Der feldmäßige Waidanbau in der Region um Gotha, Erfurt und Weimar geht zurück auf das Jahr 1378. Anfänglich war es den Dorfbewohnern durch die Landesherren nur gestattet, die Waidpflanzen anzubauen, während Handel und Verbreitung den Städten als Privileg zuerkannt war.

In einem Schiedsspruch hatte schließlich der Herzog Friedrich von Sachsen als Landesherr 1558 den um Gotha liegenden Dörfern, darunter namentlich Molschleben, gestattet, Ballenwaid nach belieben selbst zu handeln und auf den Waidmärkten anderer Städte zum Verkauf anzubieten.

Ende des 18. / Anfang des 19. Jh. entstanden sogenannte Waidfabriken.
Die heute noch existierende und unter Denkmalschutz stehende Hofanlage, der sogenannte „Waidhof“ (heute im Eigentum der Familie v. Saal) an der Gothaer Straße wurde 1793 als Waidfabrik von einem Herrn von Piutti errichtet. Sie ist übrigens die einzige noch erhaltene derartige Anlage im mitteleuropäischen Waidanbaugebiet. Im Mansardengeschoss des Wohnhauses und des Wirtschaftsgebäudes befanden sich die relativ großen Trockenböden, welche man auch heute noch „Waiddarre“ nennt. Nachdem die geernteten noch grünen Pflanzen des Färberwaid in den Waidmühlen zu einem Brei gequetscht worden waren, wurde dieser danach in Bottichen agegoren. Diese Masse wurde zu Ballen geformt. In den Waiddarren wurden diese Ballen auf einer Art Tablett in speziell dafür errichteten Regalen zur Trocknung bereitgestellt. Die getrockneten Ballen konnten danach auf den Märkten zum Verkauf gebracht werden. In weiteren sehr komplizierten Verarbeitungsverfahren wurde letztlich der so begehrte blaue Farbstoff gewonnen, der sowohl zum Färben von Stoffen aber auch zur Blaufärbung des Porzellans sowie zur Imprägnierung von Holz verwendet wurde. Der hiesige Waid war wegen seiner besonderen Qualität sehr geschätzt. Während um 1820 der Waidanbau und seine Verarbeitung in Molschleben noch in voller Blüte stand und dem Dorf auch zu beachtlichen Reichtum verhalf, verlor dieser Erwerbszweig jedoch Mitte des 19. Jh. sehr schnell an Bedeutung und kam schließlich in den 70er Jahren des 19. Jh. in unserem Dorf gänzlich zum Erliegen. Das war zum einen auf die zunehmenden Importe des Indigofarbstoffes aus Indien und später durch die Herstellung synthetischer Farbstoffe zurückzuführen.

Mit der hier nachgestalteten Waidmühle soll an die Blütezeit des Waidanbaus in unserem Ort erinnert werden. Originalstücke sind dabei der letzte noch vorhandene Waidmühlstein, der bis vor kurzem noch im Vorgarten des Grundstückes Gothaer Straße – Autohaus Rauchmaul – gelegen hat und vom Eigentümer dankenswerterweise zur Verfügung gestellt wurde und ein sogenannter Langstein für die Balkenführung des Mühlsteins. Dieser stand bis zuletzt auf gemeindeeigenem Land in der Kleingartenanlage am nördlichen Ortsrand, die südlich an den Friedhof angrenzt (ehemals Garten der Familie Ebenau). Gebhard berichtet in seinem Buch „Aus der Geschichte des Dorfes Molschleben“ (1894) von drei Waidmühlen, die einst nördlich und südlich vom Dorf standen.

Im „Protokollbuch für die Gemeinde Molscheben 1893 – 1890(?)“ ist verzeichnet, dass am 14. 2. 1886 ein Waidmühlstein für 30 Mark nach Kittelsthal verkauft wurde. Die übrigen Waidsteine wurden zerschlagen und für den Straßenbau verwendet. Allen Initiatoren, Sponsoren und vor allem denen die an der Errichtung der nachgestellten Waidmühle tatkräftig mitgearbeitet haben, sei an dieser Stelle sehr herzlich gedankt.

Aufgezeichnet: Sieghard Marsteller“

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