Das Ende des 2. Weltkrieges in Rohrborn

von Dieter Knörig und Rolf Messing

Ende März, Anfang April 1945 rückt auch in hiesiger Gegend die Front immer näher. Die älteren Männer und Jungen von 15-16 Jahren wurden zum „Volkssturm“ gezogen. Sie sollten die Gewaltherrschaft der Nazis verlängern. Die Jagdbomber der Amerikaner waren dauernd am Himmel und schossen auf alles, was sich bewegte, Lokomotiven, KFZ usw. Bei Ernst Zwinkmann in der Scheune war von Ende März bis zum Einzug der amerikanischen Truppen ein Löschzug mit Mannschaft stationiert.

In Rohrborn rückten die amerikanischen Truppen am 11. April ein. Gegen 10.30 Uhr war ein Jeep mit vier amerikanischen Soldaten im Dorfe bei Althanß vorm Tore. Zuvor war auf dem Kirchturm von der Lehrerin Inge Röll (spätere Frau von Pfarrer Wolfgang Breithaupt) die weiße Fahne gehißt worden, es war ein Hemd ihrer Mutter. Der Gemeindediener Otto Zeugner mußte bekanntgeben, daß sofort sämtliche Schußwaffen abgeliefert werden müssen. Die Waffen wurden im Hofe des damaligen Bürgermeisters Otto Zwinkmann unbrauchbar gemacht. Danach war der Jeep wieder weg.

Gegen 12 Uhr rückte das Gros der amerikanischen Truppen in Rohrborn ein. Sie durchsuchten die Häuser nach deutschen Soldaten. Vier Soldaten, die sich in der Schenke aufhielten, wurden gefangengenommen. Auch Gerhard Pfeiffer, der sich auf Genesungsurlaub zu Hause befand, wurde in seiner Wohnung gefangengenommen. Er kam in das berüchtigte amerikanische Kriegsgefangenenlager Bad Kreuznach. Unendliche Fahrzeugkolonnen durchfuhren unseren Ort.

In den Wochen nach Kriegsende waren Einbrüche, Diebstähle und Plünderungen an der Tagesordnung. Unter anderem bei Egnolf, Althanß, Heßler, Brauer, Edm. Knörig, Otto Schwarze, Wilhelm Weiße. Mit Waffengewalt wurde zum Teil Einlaß erzwungen. Wilhelm Weiße wurde von Plünderern in den Arm geschossen. Die Bewohner der Pomona wurden derart drangsaliert, daß sie ihre Häuser verließen und zeitweilig Zuflucht in Sömmerda suchten.


Nachtrag von Rolf Messing:

Mein Vater Hugo Messing (Haus Nr. 1) berichtete mir zum 11.04.1945 folgendes: Am Morgen stand er mit Curt Egnolf (Haus Nr. 2) und Oswald Zwinkmann (Nr. 55) am Dorfeingang Schloßvippacher Weg.
Ein Jeep der Amerikaner kam von der Bahnunterführung bis etwa 150-200 m vor das Dorf gefahren. Mein Vater und Curt Egnolf winkten sie sollten näher kommen. Die Amerikaner winkten ebenfalls sie sollten näher kommen. Nachdem mein Vater und Curt Egnolf an dem Jeep angekommen waren, wurden sie gefragt ob noch deutsche Soldaten im Ort wären. Als sie dies verneinten, mußten sie sich links und rechts auf die Trittbretter stellen und fuhren mit bis in das Dorf. Alles weitere wie Dieter Knörig erlebt und aufgeschrieben.



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